Thema Stress: Das Transaktionale Stress- und Bewältigungsmodell von Lazarus und Folkman (1987)

Stress hat jeder Mensch einmal und viele ForscherInnen haben sich zu diesem immer aktuellem Thema Gedanken gemacht. Vor allem das Forscherteam um Lazarus et al. haben sich intensiv mit Stress und der Bewältigung von diesem befasst.
Nach Schwarzer (2000) handelt es sich bei dem Modell von Lazarus und Kollegen infolge der Komplexität eher um eine „psychologisch-philosophische Sicht“ auf das Leben. Eben darum ist es sehr schwer, die einzelnen Elemente und Faktoren dieser Theorie zu operationalisieren und wissenschaftlich zu überprüfen. Dies ist einer der größten Kritikpunkt gegenüber diesem Modell (Schwarzer, 2000). Trotzdem wird es auch heute noch oft als Ausgangspunkt weiterer Forschungen zum Thema Stress und Bewältigung genommen.
Bewältigung besteht für Lazarus darin, mit Hilfe von kognitiven und behavioralen Anstrengungen spezifische externale und internale Anforderungen und Konflikte zwischen ihnen zu meistern . Der transaktionale Aspekt bezeichnet die wechselseitige Beziehung von Person und Umwelt. Somit ergeben sich umwelt- und personenspezifische Merkmale als Antezedensbedingungen.
Zur Person zählen neben sozioökonomischen Faktoren (z.B. Geschlecht, Bildungsniveau, Einkommen) auch verfolgte Ziele und Überzeugungen. Umweltfaktoren untermauern den situativen Aspekt, da hier die finanzielle Lage der Person und das soziale Netzwerk, also die materiellen und sozialen Ressourcen von Interesse sind.
Die primäre Bewertung von Stress
Wie bei Schermer (2011) weiter beschrieben, stehen die vermittelten Prozesse der Bewertung im transaktionalen Bewältigungsmodell im Vordergrund. Lazarus et al. (1987) unterscheiden hierbei zwischen der primären und der sekundären Bewertung. In der primären Bewertung schätzt die Person das Ereignis in einer Situation bezogen auf ihr Wohlbefinden ein. Ist die Situation für die Person irrelevant, „übersieht“ sie diese womöglich einfach.
Bei einer positiven Einstufung des Ereignisses zieht die Person ihren Nutzen oder ihre Bestätigung daraus, diese Ereignisse sind also ziel- oder wertkongruent. Negative Bewertungen werden als belastend oder stressend wahrgenommen. Hier unterscheiden Lazarus et al. (1987) noch zwischen einer bereits eingetretenen Beeinträchtigung, die eine Bewertung als Schaden oder Verlust nach sich zieht und einer potenziellen, zukünftigen Beeinträchtigung, die dann eine Bedrohung für die Person darstellt.
Ist ein persönlicher Gewinn zu erwarten, wenn man sich dieser negativen Situation stellt und sich mit ihr auseinandersetzt, erfolgt die primäre Bewertung als Herausforderung.
Die sekundäre Bewertung von Stress
Die sekundäre Bewertung bezieht sich eher auf die Möglichkeiten einer Person, die gestörte bzw. belastende Person-Umwelt-Beziehung zu bewältigen. Vor allem die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind dabei essentiell. Schermer (2011) gibt drei Hauptbereiche der sekundären Bewertung an, die eine Rolle spielen:
(a) die Verantwortungszuschreibung
(b) das Bewältigungspotenzial
(c) die Zukunftserwartungen.
Somit kommt es zu unterschiedlichen emotionalen und verhaltensbezogenen Folgen. Beide Bewertungen beeinflussen sich wechselseitig und keine muss der anderen vorausgehen.
Bewältigungsprozesse bei Stress
Des Weiteren deklariert Lazarus zwei Bewältigungsprozesse. Zum einen die instrumentelle Bewältigung und zum anderen die palliative Bewältigung. Bei dem erstgenannten Prozess handelt es sich um einen problemzentrierten Ansatz, da hier von der Person versucht wird, den Konflikt zwischen ihm und seiner Umwelt zu entschärfen.
Während es beim palliativen Prozess um eine emotionszentrierte, unmittelbare Bewältigung geht. Lazarus et al. (1987) sehen also die Problemlösung und die Emotionsberuhigung als grundsätzliche Bewältigungsfunktionen. Es werden weiterhin vier Bewältigungsformen (coping modes) bei Schermer (2011) nach Lazarus et al. (1987) unterschieden: (a) Informationssuche, (b) direkte Aktion, (c) Aktionshemmung und (d) intrapsychische (kognitive) Formen (z.B. Bagatellisierung der Bedrohung).
Auch relevante Effekte von Stress benennen Lazarus und sein Team (1987) in ihrer Arbeit. So zählen sie zu den kurzfristigen Folgen Veränderungen in der Emotions- und Ereignisqualität. Langfristige Auswirkungen sehen die Forscher in der körperlichen und psychischen Gesundheit und dem subjektiven Wohlbefinden, sowie der sozialen Funktionsfähigkeit. Nach Weber und Laux (1991) entspricht diese Dreiteilung in etwa dem, was die WHO als Gesundheit eines Menschen ansieht (Schermer, 2011).
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