Teil 4: Selbstfürsorge und Umgang mit Herausforderungen
Willkommen zurück zu unserer Blog-Serie “Gemeinsam stark” für Angehörige von alkoholabhängigen Personen. Im vierten Teil dieser Serie möchten wir uns mit dem wichtigen Thema der Selbstfürsorge und dem Umgang mit Herausforderungen während des Genesungsprozesses auseinandersetzen.
Selbstfürsorge priorisieren
Als Angehöriger ist es leicht, sich vollständig auf die Bedürfnisse Ihres Angehörigen zu konzentrieren und dabei Ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich selbst und pflegen Sie Ihre körperliche und emotionale Gesundheit. Machen Sie regelmäßige Pausen, gönnen Sie sich Entspannungsmomente und holen Sie sich die Unterstützung, die Sie benötigen, sei es von Freunden, einer Therapeutin oder einer Selbsthilfegruppe. Auch für Sie es eine große Belastung, wenn Ihr/e Angehörige/r trinkt. Bedenken Sie die Gefahr der Co-Abhängigkeit und unterschätzen Sie auf keinen Fall die psychische Belastung, der Sie ausgesetzt sind. Suchtberatungsstellen bieten auch für Angehörige professionelle Hilfe und Unterstützung an. Bitte nehmen Sie diese Angebote ruhig wahr, es geht um Ihre psychische Gesundheit.
Emotionale Achterbahnfahrten bewältigen
Der Genesungsprozess kann mit vielen emotionalen Höhen und Tiefen verbunden sein. Es ist wichtig, Ihre eigenen Emotionen zu erkennen und zu akzeptieren. Suchen Sie sich einen sicheren Ort oder eine vertrauenswürdige Person, mit der Sie über Ihre Gefühle sprechen können. Gleichzeitig können Aktivitäten wie Tagebuchschreiben, Meditation oder Spaziergänge in der Natur Ihnen dabei helfen, mit Stress und Angst umzugehen. Vor allem diskutieren Sie nie mit Ihrem Angehörigen über das Thema Alkoholabhängigkeit, wenn er oder sie gerade getrunken hat oder am Trinken ist. Bitte immer nur nüchtern ansprechen und versuchen zu reden. Ansonsten entfachen sich unbeherrschbare Gefühlsstürme auf beiden Seiten, die sehr destruktiv und ungesund werden können.
Umgang mit Rückschlägen
Es kann vorkommen, dass Ihr Angehöriger Rückschläge im Genesungsprozess erlebt. Es ist wichtig, geduldig und einfühlsam zu bleiben. Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, sich nicht entmutigen zu lassen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Denken Sie daran, dass Rückschläge Teil des Prozesses sind und nicht das Ende bedeuten. Rückfälle gehören dazu, denn Alkoholabhängigkeit ist eine chronische Erkrankung. Nur der Umgang mit dieser Erkrankung kann verändert werden, indem man achtsamer und offen mit ihr umgeht. Helfen Sie Ihrem Angehörigen, dass er nicht wieder in den Suchtkreislauf kommt. Durchbrechen Sie ihn gemeinsam und rechtzeitig. Wenn sich die Abwärtsspirale erstmal in Gang gesetzt hat, ist es sehr schwer, da wieder rauszukommen,
Grenzen respektieren
Während des Genesungsprozesses müssen Sie möglicherweise Grenzen setzen, um sich selbst zu schützen. Es ist in Ordnung, Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren und durchzusetzen. Bleiben Sie dabei respektvoll und einfühlsam, aber achten Sie darauf, Ihre eigenen Grenzen nicht zu überschreiten.
Informiert bleiben
Halten Sie sich über die neuesten Entwicklungen und Behandlungsmöglichkeiten von Alkoholabhängigkeit auf dem Laufenden. Nehmen Sie an Schulungen oder Workshops teil, um Ihr Wissen zu erweitern. Je besser informiert Sie sind, desto besser können Sie Ihren Angehörigen unterstützen und ihm bei der Auswahl der richtigen Behandlungsoptionen helfen.
Ein Buch, was ich sehr empfehlen kann ist die Suchtfibel. Diese Buch ist auch das Standardwerk für unsere Patienten und Patientinnen in der Suchtklinik, in der ich arbeite.
Positive Unterstützung suchen
Suchen Sie nach Unterstützung in Form von Selbsthilfegruppen oder Therapeuten, die sich auf die Betreuung von Angehörigen von alkoholabhängigen Personen spezialisiert haben. Der Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann Ihnen helfen, sich verstanden und unterstützt zu fühlen. Nutzen Sie diese Ressourcen, um sich über bewährte Strategien und Techniken zur Bewältigung von Herausforderungen auszutauschen.
Eigene Ziele und Träume verfolgen
Verlieren Sie inmitten der Herausforderungen nicht Ihre eigenen Ziele und Träume aus den Augen. Setzen Sie sich weiterhin persönliche Ziele und nehmen Sie sich Zeit für Ihre eigenen Interessen und Leidenschaften. Dies hilft Ihnen, ein Gefühl der Erfüllung und des persönlichen Wachstums aufrechtzuerhalten, während Sie gleichzeitig für Ihren Angehörigen da sind.
Sich professionelle Hilfe holen
Es ist wichtig zu erkennen, dass Sie nicht alleine sein müssen. Wenn die Herausforderungen des Umgangs mit einem alkoholabhängigen Angehörigen überwältigend werden, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Therapeutin oder Beraterin kann Ihnen dabei helfen, Ihre eigenen Emotionen zu verarbeiten und bewährte Strategien zur Bewältigung von Herausforderungen zu erlernen.
Zeit für Freude und Dankbarkeit
Trotz der Schwierigkeiten sollten Sie sich bewusst Zeit für Freude und Dankbarkeit nehmen. Achten Sie auf die positiven Momente im Alltag, seien es kleine Erfolge, gemeinsame Erlebnisse oder Augenblicke des Glücks. Indem Sie sich auf diese positiven Aspekte konzentrieren, können Sie Ihre eigene Resilienz stärken und eine positive Einstellung bewahren.
Sich mit anderen Angehörigen austauschen
Eine der wertvollsten Ressourcen sind andere Angehörige, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Suchen Sie nach Unterstützungsgruppen oder Online-Foren, in denen Sie sich mit anderen Menschen austauschen können, die verstehen, was Sie durchmachen. Teilen Sie Ihre Erfahrungen, hören Sie zu und lernen Sie voneinander.
Fazit
Abschließend möchten wir Ihnen sagen, dass Sie als Angehörige/r eines alkoholabhängigen Menschen eine wichtige Rolle spielen. Indem Sie sich um Ihre eigene Selbstfürsorge kümmern, mit Herausforderungen umgehen und Unterstützung suchen, können Sie nicht nur Ihrem Angehörigen helfen, sondern auch Ihre eigene Resilienz und Stärke aufbauen.
In unserer nächsten und letzten Folge unserer Blog-Serie “Gemeinsam stark” werden wir uns darauf konzentrieren, wie Sie als Angehörige/r die Erholung und den langfristigen Erfolg Ihres geliebten Menschen unterstützen können. Bleiben Sie dran und seien Sie stolz auf den Weg, den Sie gemeinsam gehen.
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